Kwartiermaken

Gastfreundschaft - Doortje Kal

Leseprobe Paranus

Kwartiermaken geht von einer aktiven Hinwendung zu den Wünschen und Möglichkeiten der Zielgruppe aus.

(…) Aber es ist schwierig, Menschen zu rehabilitieren, ihnen ihre Würde wiederzugeben, wenn die Umgebung nicht mitarbeitet, wenn die Umstände nicht förderlich sind und immer wieder Ausgrenzung verursachen. Die Interessen der Betroffenen müssen immer wieder aufs Neue artikuliert und vertreten werden.
Der Projektleiter (Kwartiermaker) ist hierbei derjenige, der alles ankurbelt, der Katalysator, der Motivierende, der Inspirierende, der Vermittler oder Makler, der Netzwerkentwickler und der Kampagnenleiter. Er oder sie setzt Integration deutlich sichtbar auf die Tagesordnung, überall dort, wo er oder sie das, im Auftrag der Zielgruppe, für notwendig hält.
(aus dem ursprünglichen Antrag des Projektes Kwartiermaken)

‚Weißt du, was schlimm ist? Das ständig zurückkehrende Gefühl der Hoffnung, doch endlich dazuzugehören.’
Das Konzept Kwartiermaken ist eine Antwort auf die Enttäuschung dieser Hoffnung, eine Antwort auf die gesellschaftliche Ausgrenzung von psychisch kranken Menschen, die noch mehr als andere das Bedürfnis haben, verstanden zu werden. Wörtlich bedeutet Kwartiermaken, einen Aufenthaltsort für eine Gruppe Neuankömmlinge vorzubereiten. Kwartiermaken meint also die Förderung eines gesellschaftlichen Klimas, in dem (mehr) Möglichkeiten entstehen für Menschen mit Psychiatrieerfahrung und viele andere, die mit denselben Mechanismen der Ausgrenzung kämpfen.
Dazu sagt die Autorin Doortje Kal, die das Projekt Kwartiermaken in den Niederlanden maßgeblich mit aufgebaut hat, in diesem Buch: ‚Ich möchte untersuchen, was gesellschaftlich notwendig ist, um soziale Integration zu ermöglichen, die nicht auf Assimilation hinausläuft, bei der das Anderssein ausgelöscht wird. Kwartiermaken ist im Wesen das Organisieren von Gastfreundschaft, also ein Willkommenheißen, ohne Fragen zu stellen.’
Paranus Verlag

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